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Familien mit Hund zwischen Bindung und Belastung: Was die Wissenschaft uns verrät

Familie mit Hund

In den letzten Jahren, und besonders während der COVID‑19‑Pandemie, haben viele Familien in Großbritannien einen Welpen angeschafft – nicht nur aus dem Wunsch nach Gesellschaft, sondern auch mit der Hoffnung, dass ein Hund positiv zur mentalen Gesundheit der Familie beiträgt. Die vorliegende Studie setzt genau hier an: Sie untersucht, wie Familien mit Hund die Aufnahme eines Welpen erleben, welche positiven Aspekte es gibt, aber auch welche Herausforderungen sich ergeben – insbesondere in Haushalten mit Kindern im Alter von 8 bis 17 Jahren. PLOS


Die Forscher*innen führten eine Online-Befragung durch (2023) mit zwei Gruppen:


·       Haushalte, die einen Welpen im Jahr 2019 erworben hatten (‘2019-Puppy’). PLOS+1

·       Haushalte, die einen Welpen während der Pandemie 2020–2021 (also ‘Pandemic

Puppy’) erworben hatten. PLOS


Insgesamt wurden 382 erwachsene Hauptverantwortliche („Caregivers“) und 216 Kinder (8–17 Jahre) befragt. PLOSThematisiert wurden etwa Erwartungen versus Realität bei der Welpenhaltung, die Einbindung von Kindern beim Hund-Versorgen, mentale Gesundheit der Kinder und Erwachsenen, und das Zusammenleben mit dem Hund im Familienkontext. PLOS


Positive Aspekte


·       Viele Familien beschrieben den Hund als „bedingungslosen Freund“, insbesondere

Kinder berichteten, dass ihr Hund ihnen Trost, Gesellschaft und Freude brachte.


·       Bewegung, gemeinsame Spaziergänge und echte Familienmomente wurden

häufiger genannt als positive Effekte – z. B. als Mittel, Kinder aus dem Haus zu holen

oder Gespräche anzuregen. PLOS


·       Für manche Kinder war der Hund in Zeiten von Lockdowns eine wichtige emotionale

Stütze: > „My dog was always there when I was bored …“ (11-jähriges Mädchen)


Herausfordernde Aspekte für Familien mit Hunde

·       Über ein Drittel der erwachsenen Befragten (37,3 %) gab an, dass zumindest ein

Aspekt der Welpenhaltung schwieriger war als erwartet. PLOS


·       Erste Hundehalterinnen („First-time owners“) berichteten signifikant häufiger von

Problemen, z. B. mit dem Welpen beim Kind, als erfahrene Halterinnen. PLOS

·       Viele Kinder waren weniger in die Versorgung des Hundes eingebunden als die

Eltern erwartet hatten – etwa beim Füttern, Gassi gehen oder Spielen. PLOS


·       In 6,1 % der Haushalte wurde überlegt, den Hund abzugeben (relinquishment).

Hauptgründe: Zeitaufwand unterschätzt oder Verhaltensprobleme beim Hund. PLOS


Familien- und Haushaltsdynamik

·       Die Studie zeigt deutlich, dass man Hund- und Kindbeziehung nicht als isoliertes

Paar (Hund-Hal­ter) betrachten kann. Vielmehr beeinflusst ein Hund das ganze

Familiensystem: Beziehungen zwischen Hund und jedem Kind, zwischen Elternteil

und Hund, sowie Verantwortlichkeiten im Haushalt. PLOS


·       Viele der befragten Hauptverantwortlichen (etwa 95 %) waren Frauen – was den

Hinweis gibt, dass Hundehaltung oft mit weiblicher Sorge- und Versorgungsarbeit

einhergeht und damit die “mütterliche mentale Last” verstärken kann. PLOS

 

Bedeutung für Hundebesitzer*innen

Diese Studie liefert einige wichtige Leitsätze, die wir als Hundebesitzer*innen bedenken sollten:


·       Motivation zur Anschaffung hinterfragen: Wenn die Anschaffung eines Welpen

primär als Mittel zur Verbesserung der psychischen Gesundheit oder als Ersatz für

andere Lebensbereiche gesehen wird, besteht die Gefahr, dass Erwartungen und

Realität auseinanderfallen.


·       Realistische Erwartungen haben: Ein Welpe bringt nicht nur Freude – Training, Zeit,

Verantwortung und mögliche Probleme gehören dazu. Ersthundehalter*innen

sollten sich dessen bewusst sein.


·       Kinder-Hund-Beziehung aktiv gestalten: Kinder sollten altersgerecht in die

Versorgung des Hundes eingebunden werden – klare Rollen, Verantwortlichkeiten

und sichere Interaktionen sind wichtig.


·       Sicherheitsrahmen schaffen: Viele Kinder durften laut Studie Interaktionen mit dem

Hund, die mit einem erhöhten Risiko verbunden sind (z. B. während Fütterung, mit

Körperkontakt) – Eltern sollten sensibilisiert sein für sichere Grenzen. PLOS


·       Das ganze Familiensystem betrachten: Hundehaltung betrifft nicht nur den Besitzer

– Geschwister, Partner*in, Haushalt und Alltag werden mit einbezogen.

Kommunikation über Rollen, Pflichten und Erwartungen ist daher zentral.

 

Die Studie macht deutlich, dass Mehrpersonen-Haushalte mit Kindern und Hund eine besondere Dynamik aufweisen – und dass die bisherige Forschung zu stark auf das einzelnes Hund-Besitzer-Dyad fokussiert war. Künftig sollten Interventionen und Informationsangebote für neue Hundebesitzer*innen nicht nur den Hund-Hal­ter im Blick haben, sondern alle Familienmitglieder. PLOS


Praxen, Hundeschulen und Tierschutzorganisationen könnten spezielle Einführungs-Workshops anbieten: z. B. für Familien mit Kindern, mit Themen wie • sichere Kind-Hund-Interaktion • realistische Welpenanschaffung • Erwartungen & Alltag • Rolle jedes Familienmitglieds.


Dr. Dominique Tordy, Tierärztin und Expertin für Tiergesundheit und Gründerin Pet Royalz in Köln
Dr. Dominique Tordy, Tierärztin und Expertin für Tiergesundheit und Gründerin Pet Royalz in Köln

Dr. Dominique Tordy, Tierärztin aus Köln

betont, wie sehr emotionale Bindung und medizinische Fürsorge miteinander verwoben sind: „Wer einen Welpen kauft, wird oft darauf hingewiesen, dass er neben lustigen Unternehmungen und Kuschelmomenten auch Einschränkungen im Alltag und Kosten zu erwarten hat. Aber niemand kann einen darauf vorbereiten, wie sehr einem ein Hund ans Herz wächst und damit auch der Wunsch groß wird, möglichst lange mit ihm zusammen zu bleiben. Gute, friedliche Tiermedizin ist ein wichtiger Baustein für ein langes, glückliches Hundeleben. Deswegen habe ich mir genau das zur Mission gemacht.“


Um die Scheu vor Tierarztbesuchen zu vertreiben, können wir sie zum Spaß-Erlebnis machen. In der Kombi-Einrichtung der Royalz von Dr. Dominique Tordy in Köln wird das möglich: Auf der Medical Fun-Trainingsfläche der Pet Royalz können Hunde und ihre HalterInnen mit professioneller Begleitung Tiermedizin verstehen und Untersuchungsschritte in aller Ruhe ausprobieren. In der angeschlossenen Tierarztpraxis Tordy’s Royalz finden sie genauso entspannt Hilfe, wenn der Vierbeiner doch einmal wirklich erkrankt.

 

Die Anschaffung eines Welpen kann ein wunderbarer Schritt sein – voller Freude, Nähe und familiärer Verbindung. Doch sie bringt auch Verantwortung, Zeitaufwand und Dynamiken mit sich, die oft unterschätzt werden. Die Studie von Belshaw et al. zeigt: Hunde können das Familienleben bereichern – aber nur wenn alle Mitwirkenden (Erwachsene, Kinder, Hund) mitgedacht werden. Erwartungshaltungen, sichere Interaktionen und unsere Bereitschaft zur Reflexion sind dabei Schlüssel. Wer diese Aspekte berücksichtigt, kann besser vorbereitet in das Abenteuer Welpenhaltung starten und dabei die positiven Aspekte voll ausleben.


 

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